Durch Erschlaffung der Lidkante, meist bei Muskelverschiebung oder durch Narbenzug, stülpt sich das Lid nach außen. Das Unterlid ist häufiger betroffen als das Oberlid. Dadurch liegt die sonst feuchte Bindehaut nicht mehr am Augapfel an. Sie trocknet aus, entzündet sich chronisch und kann dann sogar verhärten. Folglich können die in der Lidkante liegenden Drüsen ihr Sekret für den Tränenfilm nicht mehr abgeben. Es trocknet somit nicht nur die Lidkante aus, sondern langsam auch die Oberfläche des Augapfels. Dies verursacht eine deutlich schlechtere Abbildungsqualität und somit kann die Sehschärfe (Visus) beeinträchtigt werden.

Zusätzlich kann der Tränenfilm nicht mehr korrekt an der Lidkante entlang zum Tränenpünktchen fließen, um von dort über den Tränenkanal in die Nase zum Rachen zu gelangen. Wenn dieser Abfluss gestört ist, kommt es zum Tränentreufeln (Epiphora).

Aus den oben genannten funktionellen Gründen des Lides ist bei einem Ektropium meist ein operativer Eingriff angezeigt. Je nach Ursache und Stärke gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Äußere Lidwinkel Zügeltechnik = Laterale ZügelplastAm äußeren lateralen Lidwinkel wird das Ober- vom Unterlid durch einen Schnitt getrennt. Am Unterlid wird nun ein lidkantenparalleler, kleiner zügelartiger Knorpellappen präpariert. Dieser wird mit einem resorbierbaren Faden an der knöchernen äußeren Begrenzung der Augenhöhle (Orbitakante) befestigt. Damit erhöht sich die Spannung der Lidkante und das Lid kehrt sich wieder dem Augapfel zu.
  • Pentagonale Entfernung des Muskels oder der gesamten LidschichtLeichtere Unterliderschlaffungen oder eine nicht das ganze Lid betreffende Auswärtskehrung werden ebenfalls durch eine Straffung des Lides behandelt. Dies geschieht, indem das Lid im betroffenen Bereich horizontal gekürzt wird. Oft reicht es aus, wenn der Muskel, der parallel zur Lidkante verläuft (Muskulus orbicularis), in seiner Länge und Breite dargestellt wird und an zwei Stellen senkrecht zur Lidkante durchtrennt wird. Die beiden entstehenden Schnittstellen vom Muskelbauch werden neu zusammengenäht. Durch diese Verkürzung in Längsrichtung entsteht die gewünschte Spannung beim Zusammennähen. Der Muskel wird anschließend auf den knorpeligen Anteil (Tarsus) unterhalb der Wimpern fixiert. Damit kann eine Ein- oder Auswärtsdrehung des Lides erfolgen.